Drei verborgene Wahrheiten

rund um Weihnachten

 

Und du, Bethlehem im Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird ein Herrscher hervorgehen, der mein Volk Israel weiden soll. (Matthäus 2,6)

 

 

Nun erzählt uns das zweite Kapitel des Matthäusevangeliums die Geschichte von der Geburt unsers Herrn. Diese Erzählung ist für Menschen aus allen Ländern und Altersgruppen die Wunder-Geschichte überhaupt, und sie wird auch vom Evangelisten Lukas erzählt. Es heißt, dass sie die schönste Geschichte in menschlicher Sprache ist, und das finde ich auch. Sie ist schön und schrecklich zugleich, denn ihr liegen drei unausgesprochene Tatsachen zugrunde, die den Rahmen für die Weihnachtsgeschichte bilden. Sie gehen ihr voraus und wirken ihr nach, und sie machen die Geschichte für uns überhaupt erst verständlich.

 

Und hier sind sie, die drei Tatsachen:

 

Erstens handelt es sich um die moralische und geistliche Katastrophe, welche die gesamte Menschheit erfasst hatte. Wir können nicht an das Kommen unseres Erretters in die Welt denken, ohne diese Tatsache zu berücksichtigen. Das wäre so, als würde ein Rettungsschiff zu jemandem hinausfahren, der keinen Schiffbruch erlitten hat, oder ein Arzt würde an einen Ort geschickt, an dem kein Unfall geschehen ist oder es keine Krankheitswelle gegeben hat.

 

Das Kommen unseres Herrn war eine Rettungsaktion. Und das ist in diesem Zusammenhang die zweite unausgesprochene Wahrheit. Dies ist die Geschichte einer Rettung, nicht eines Rettungsteams, sondern von einem, der allein kam, um die Menschheit zu retten und auf diese Weise den vor undenklichen Zeiten aus souveräner Gnade beschlossenen Plan Gottes zu erfüllen, denn Gott wollte einen Retter senden. "Erretten" oder "erlösen" bedeutet, die Welt zu retten und die Menschen loszukaufen aus dieser Katastrophe und aus ihrer Verstrickung in dieses Leid.

 

Und die dritte Tatsache ist die finstere Bosheit, die kalte Wut des Wesens, das wir Satan, den Zerstörer nennen. Sie und ich sind wie alle anderen Menschen geübt darin, nur eine Seite eines Problems darzustellen. Und während der frohen Weihnachtszeit wird uns ebenfalls nur eine Seite vorgestellt, die Seite der klingenden Glocken und der Engel, die sagten: "Friede auf Erden in den Menschen des Wohlgefallens!" (Lk. 2,14). Aber ich behaupte, dass erst diese unausgesprochenen  Tatsachen das alles für sterbliche Menschen verständlich machen: das Unheil und die Wut, die auf die Menschheit losgelassen werden und sich durch diese gegen Gott richten. Nicht seine Wut oder sein Zorn auf die Menschheit machten den Teufel zu dem, was er ist, sondern sein Zorn auf Gott. Und da die Menschheit nach dem Bild Gottes geschaffen war und Gott dadurch seine große Liebe zu den Menschen zum Ausdruck gebracht hat, konnte der Teufel nur an Gott herankommen, indem er diejenigen Wesen angriff, die Gott am meisten liebte.

 

Wir sollten nicht bloß einen Text herausgreifen, sondern dieses Kapitel als Ganzes betrachten, denn darin finden wir Geschehnisse, die feierlich, furchterregend und atemberaubend sind. Wir erhaschen einen Blick auf das Leben von innen und außen, einen Blick auf die Menschheit, die religiöse und die nichtreligiöse Welt, einen Blick auf die jüdische und die nichtjüdische Welt, auf den Tempel und die Waffenkammer, auf den Priester und den Soldaten. Das alles befindet sich hier in diesem Kapitel. Und darüber hinaus erhalten wir diesen Blick auf die Vergangenheit, eine Erklärung der Gegenwart und eine Vorschau auf die Zukunft.

 

von A.W. Tozer aus "Vom Himmel her" Andacht vom 22. Tag