Wie wenig wir unseren Herrn eigentlich kennen! (1)

 

Wenn nun Joseph uns anfeindete und uns all das Böse vergälte, das wir ihm angetan haben!
(1. Mose 50,15)
 

 

Joseph hatte seine Brüder während der großen Hungersnot am Leben erhalten und sie in einem Teil des Landes Ägypten angesiedelt, der für ihre Herden bestens geeignet war.

(1. Mose 45,7; 47,11.12) Siebzehn Jahre lebten sie nun schon in seiner Gunst. Sie kannten etwas von seiner Macht und Herrlichkeit. Sie wussten, was für großartige Arbeit er geleistet hatte. Ihnen war klar, dass sie ihr ganzes Wohlergehen nur seiner Stellung und seinem Wirken zu verdanken hatten.

 

Und doch waren die Brüder nicht persönlich vertraut mit seinen Gedanken und seinem Herzen. Es ist so, als würden sie sagen: „Wir wissen, was Joseph für uns getan hat; aber wir wissen nicht, was er für uns empfindet.“ So kam es, dass sie kein Vertrauen zu ihm hatten, als ihr Vater gestorben war. Sie fürchteten, dass er sie jetzt genauso behandeln würde, wie sie es einst ihm gegenüber getan hatten.

 

Gleichen wir Christen nicht manchmal diesen Brüdern?

 

Wir wissen etwas von der Herrlichkeit der Person Christi; wir erkennen etwas von der Wirkungskraft seines Werkes. Wir erfreuen uns der Vorrechte, die seinem Werk am Kreuz und seinem Dienst in der Herrlichkeit entspringen. Aber wenn eine Schwierigkeit auftritt, zeigt sich, wie wenig wir sein Herz kennen und wie wenig Vertrauen wir zu Ihm selbst haben.

 

Es fehlt zu oft der vertraute persönliche Umgang mit Christus!

 

Wenn wir uns mehr in seiner Nähe aufhalten würden, dann würden wir seine Gedanken viel besser kennenlernen. Wir könnten dann nicht nur sagen: „Ich weiß, was ER für mich getan hat“, sondern: „Ich weiß, was ER für mich empfindet.“ Nun aber geht es uns wie den Brüdern Josephs, wenn eine besondere Prüfung kommt: Wir geraten in große innere Not.

 

 

Tägliche Bibellese:   1.Mose 20,1-18  Psalm 2,7-12 

( Beitrag aus ‘‘Der Herr ist nahe‘‘ vom 3.5.2022 entnommen )

 

 

Unseren Herrn immer mehr erkennen mögen! (2)

 

damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst. (Epheser 1,17)

 

 

Die Brüder Josephs hatten gütige Worte aus dem Mund Josephs gehört. Aber weil sie sein Herz nicht kannten, hatten sie nur wenig von ihrem tiefen Sinn verstanden. Das wurde beim Tod ihres Vaters offenbar. (1.Mose 45,4-15; 50,15)

 

Auch bei uns heute kann es vorkommen, dass wir ein großes theoretisches Wissen über die Bibel haben, ohne dass wir die tiefen Wahrheiten, die durch diese Worte mitgeteilt werden, in unserem Herzen kennen und in Gemeinschaft mit dem Herrn genießen.

 

Nichts hat mehr zu der heutigen Zerrissenheit der Gläubigen beigetragen als die mangelnde persönliche Beziehung mit dem Herrn. Der Eifer, sich Bibelkenntnisse zu erwerben, mag recht groß sein, aber die persönliche Vertrautheit mit dem Herrn darf keineswegs vernachlässigt werden.

 

Nur wenn wir Christus selbst kennen, können wir ein wahres Verständnis der Schrift erlangen. Deshalb betet der Apostel für die Epheser, dass sie IHN mehr und mehr erkennen mögen.

 

Es gibt ein erlernbares, verstandesmäßiges Wissen, das sich jemand durch Hören oder Sehen erwerben kann. Aber darüber hinaus kennt die Schrift eine tiefe innere Erkenntnis durch persönliche Vertrautheit, durch die wir das Herz einer Person kennenlernen.

 

Dieses letztere Wissen meint Paulus, wenn er sagt: „… um ihn zu erkennen.“ (Phil.3,10) Wir kennen die herrlichen Dinge, die ER vollbracht hat, und freuen uns darüber. Aber kennen wir auch das Herz dessen, der so viel für uns getan hat, so dass wir sagen können: Ich weiß, was Er für mich empfindet“?

 

 

Tägliche Bibellese:   1.Mose 21,1-21  Psalm 3,1-9 

( Beitrag aus ‘‘Der Herr ist nahe‘‘ vom 4.5.2022 entnommen )